23. Mai 2022

Höhere Nährstoffdichte: klarer Pluspunkt für Milch!

Der wachsende Hype um Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks sorgt für Bewegung in den Regalen für Molkereiprodukte. Nicht wenige Verbraucher sind davon über-zeugt, der Umwelt etwas Gutes zu tun, wenn sie auf tierische Erzeugnisse wie etwa Milch verzichten. Und tatsächlich: Ein bewusster Umgang mit unserer Er-nährung ist gut! Dabei sollten aber die wissenschaftlichen Fakten berücksichtigt werden, und die sprechen auch aus Umweltsicht tatsächlich für die Milch.

Klima und Klimawandel gehen jeden an. Insofern macht es Sinn, dass sich auch jede(r) mit der Frage befasst, wie das Klima durch veränderte Konsumgewohnheiten entlastet werden kann. Ein Wert von 7,5 Tonnen CO2, die in Europa jedes Jahr konsumbedingt pro Kopf emittiert werden, ist schon eine ordentliche Hausnummer. Die Werte für Nordamerika liegen zwar mit 13,4 Tonnen CO2 noch deutlich höher, in Afrika oder dem Nahen Osten mit 1,7 Tonnen CO2 aber auch deutlich niedriger [1].

In Deutschland scheinen Milchalternativen derzeit auf dem Vormarsch. Wie aktuelle Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigen, ist der Konsummilchverbrauch pro Kopf der Bevölkerung im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Kilogramm auf durchschnittlich 47,8 Kilogramm gesunken. [2] Das allerdings sagt noch nichts über den ernährungsphysiologischen Wert oder die Umweltauswirkungen von Milch oder Milchalternativen. Gibt es hier also ein besser oder schlechter?

Wie lassen sich verschiedene Produkte vergleichen?

Um den „Klimagas-Fußabdruck“ von Lebensmitteln erfassen und vergleichen zu können, werden sogenannte Life Cycle Assessments genutzt. Diese Lebenszyklus-Analysen erfassen die Ökobilanz des untersuchten Produkts je nach Ansatz von der Herstellung bis zum Importeur oder sogar bis zum Ort des Verbrauchs. Im Ergebnis erhält man beispielsweise die Emissionen pro Kilogramm, Tonne oder Liter der erzeugten Produkteinheit. Bei der Anwendung auf Lebensmittel zeigt sich allerdings ein Nachteil dieses Ansatzes: Bei der Bezugsbasis Gewicht schneiden Lebensmittel mit hohem Wassergehalt und entsprechend niedrigerem Nährstoffgehalt besser ab als nährstoffreiche Naturprodukte.

Nährstoffdichte zeigt zutreffenderes Bild

Bereits 2010 wurde von einem internationalen Forscherteam [3] deshalb ein anderer Ansatz für die Bewertung von Getränken vorgeschlagen, der sich auch auf das Lebensmittel Milch anwenden lässt; hier erfolgt zunächst die Ermittlung des „prozentualen Nährstoffgehalts“, also der Nährstoffdichte. In einem zweiten Schritt wird ermittelt, wie viel Gramm CO2-Äquivalent während der Erzeugung von 100 Gramm des jeweiligen Ge-tränks emittiert werden. Auf dieser Basis lässt sich dann ganz einfach berechnen, wie viel Emissionen pro 100 Gramm Nährstoffe freigesetzt werden.

Tabelle: Getränke im Vergleich

Emission in g CO2-Aquivalent pro kg ProduktEmission in g CO2-Aquivalent pro kg NährstoffeNährstoffdichteFaktor
Milch9901.840,153,81,86
Soja-Drink3003.947,47,613,16
Hafer-Drink21014.000,01,566,67

Diese Herangehensweise zeigt: Bezogen auf den Nährwert führen Milchersatzprodukte wie Soja-, Hafer- und Mandeldrinks im Vergleich zur Milch eindeutig zu negativeren Auswirkungen auf Umwelt und Klima, was zuletzt 2017 auch durch eine Reihe weiterer Arbeiten bestätigt wurde.