„Brauchen wir in Zukunft noch Milchprodukte?“, unter dieser Ausgangsfrage entwickelten die drei Studentinnen der Hochschule Osnabrück Imke Clasen, Franka Haase und Frederike Vorwerk eine Verbraucherbefragung zur Wahrnehmung von Milch und Milchprodukten. Die Projektarbeit im Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Schwerpunkt Agrar/Lebensmittel, betreut durch Prof. Dr. Matthias Kussin, entstand in Kooperation mit der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachen e. V. und der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. im Rahmen von DIALOG MILCH. „Die Zusammenarbeit mit Verbänden und Unternehmen wie auch bei diesem Projekt eröffnet unseren Studierenden die Möglichkeit, praxisnahe Forschung durchzuführen“, freut sich Prof. Dr. Kussin und ergänzt: „Solche Kooperationen verbinden wissenschaftliches Arbeiten mit realen Fragestellungen aus der Branche – und genau darin liegt ein großer Mehrwert für das Studium.“
Die Studentinnen Frederike Vorwerk, Franka Haase und Imke Clasen (v.l.n.r.) befragten Verbraucher zu Milch, Milchprodukten und Milchalternativen.
660 Teilnehmer – überwiegend aus dem ländlichen Raum
Die Relevanz des Themas zeigte sich bereits bei der Beteiligung. Insgesamt 660 Personen füllten innerhalb der rund dreiwöchigen Verfügbarkeit von Mitte Dezember 2024 bis Anfang Januar 2025 den strukturierten Online-Fragebogen komplett aus. „Wir haben den Aufruf zur Umfrage vor allem über WhatsApp-Gruppen, Instagram, LinkedIn aber auch mit Webseiten- Artikeln gestreut, wobei uns auch die Landesvereinigungen unterstützt haben“, freut sich Studentin Imke Clasen über die gute Zusammenarbeit.
494 der Teilnehmer gaben hierbei an, aus dem ländlichen Raum zu sein. 94 Prozent der Befragten gaben an, Kuhmilch zu konsumieren, bei 6 Prozent steht keine Kuhmilch im Kühlschrank.18 Prozent gaben an, Milchersatzprodukte zu konsumieren, 82 Prozent verneinten diese Frage. Die über 50-Jährigen waren mit rund 40 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen mit 22 Prozent.
Warum entscheiden sich Verbraucher für welches Produkt?
Für den Fokus der Befragung wählten die Studentinnen drei Fragestellungen:
- Welche Bedenken oder Präferenzen haben Verbraucher in Bezug auf Geschmack, Nachhaltigkeit und Gesundheit von Milch und Milchersatzprodukten?
- Welche Gründe führen Verbraucher dazu, Milchersatzprodukte zu konsumieren oder abzulehnen?
- Wie akzeptiert ist synthetische Milch, die durch Präzisionsverfahren hergestellt wird, bei Bürgern?
Geschmack steht für Befragte an erster Stelle – Regionalität, Nachhaltigkeit und Tierschutz auch wichtig
Bei den Beweggründen für ein Ja oder ein Nein zu Milch- und Milchprodukten oder Milchersatzprodukten zeigte sich, dass der Geschmack bei beiden Gruppen an erster Stelle stand. An zweiter Stelle nannten die Milchkonsumenten die Unterstützung regionaler Landwirtschaft und an dritter Stelle rangierte Gewohnheit. Bei der Gruppe, die Milchalternativen bevorzugt, wurde Tierschutz an erster Stelle als Grund genannt. Gesundheitliche Aspekte werden von beiden Gruppen genannt, sind aber nicht dominant. Auch der Preis wurde als Kriterium genannt, jedoch nur von den 18-25-Jähringen und er rangierte im unteren Bereich.
Skepsis gegenüber synthetisch erzeugter Milch vor allem aufgrund der Auswirkungen auf heimische Landwirtschaft
Bei den Fragen zur synthetischen Milch, die auf dem deutschen Markt noch nicht verfügbar ist, zeigte sich, dass Personen, die bereits von dem Produkt wissen, weniger skeptisch sind. Dennoch gibt es auch in dieser Gruppe Bedenken bezüglich des Geschmacks, der gesundheitlichen Auswirkungen und mangelnder Information. Der häufigste genannte Grund für eine Zurückhaltung gegenüber dem Produkt waren aber etwaige Nachteile für die heimische Landwirtschaft (74,4 Prozent bei der Gruppe mit Vorkenntnissen, 72,5 Prozent bei der Gruppe ohne Kenntnisse). Keinerlei Bedenken haben bei beiden Gruppen nur sehr wenige Menschen (3,8 und 2,3 Prozent).
„Aus unserer Sicht wird Milch trotz des wachsenden Interesses und der steigenden Nachfrage nach Alternativen in den nächsten Jahren nicht vom Markt verdrängt. Pflanzliche und tierische Produkte werden weiterhin nebeneinander existieren, und möglicherweise wird auch synthetische Milch in den deutschen Markt eintreten“, so Franka Haase zum Fazit der Studentinnen. „Umso wichtiger ist es, jetzt verstärkt Öffentlichkeitsarbeit für tierische Milchprodukte zu leisten – insbesondere, um Menschen zu erreichen, die keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft haben", zeigt sich Frederike Vorwerk überzeugt.
Bedeutung der Milch als regional erzeugtes Lebensmittel
„Die Projektarbeit der Studentinnen hat unseren Eindruck bestätigt, dass Milch und Milchprodukte weiterhin einen sehr großen Zuspruch genießen. Ersatzprodukte ersetzen sie meistens nicht, sondern finden parallel ihren Platz im Kühlschrank“, betont Frank Maurer von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. und Christine Licher von der Landesvereinigung Niedersachsen ergänzt: „Auch zeigt die Befragung, dass die Bedeutung der Milch als regional erzeugtes Lebensmittel für die ländlichen Regionen von Verbrauchern durchaus gesehen wird.“