Über die Nachfolge in der Betriebsleitung müssen sich Monika und Peter Honert im nordrhein-westfälischen Rheinbach keine Sorgen machen. Besonders Katharina, mit 25 Jahren die älteste der „Honert Sisters“, hat ihren Berufswunsch früh und klar definiert: Sie möchte Landwirtin werden und aktiv Verantwortung im Betrieb übernehmen. „Ich habe eindeutig die Blutgruppe Landwirtschaft!“, erklärt sie lachend und ergänzt: „Es war nie eine Frage, ob ich Landwirtin werden möchte. Das stand schon immer fest. Ich liebe meinen Beruf, die Arbeit mit den Tieren und die Abwechslung. Kein Tag gleicht dem anderen!“ Katharina ist die älteste von drei Schwestern. Ihre Schwester Anna Lena arbeitet ebenfalls Vollzeit auf dem Betrieb. Die jüngste Schwester Verena hat gerade ihr Fachabitur abgeschlossen und startet eine Ausbildung in Wirtschaft und Verwaltung.
Katharina Honert hat „Blutgruppe Landwirtschaft“ und ist jeden Tag mit vollem Einsatz dabei!
Ein Betrieb mit Zukunft
Der elterliche Betrieb bewirtschaftet heute 320 Hektar Grünland und 65 Hektar Ackerfläche. Gemolken werden rund 340 Milchkühe. Außerdem müssen über 200 Jungtiere versorgt werden. Ein kleiner Hofladen, die Pensionspferdehaltung sowie ein Hühnermobil mit 350 Hennen runden die Betriebsstruktur ab. Investitionen wie der erweiterte Kuhstall oder die zwei Melkroboter wurden bewusst auch mit Blick auf die Betriebsübernahme durch die Töchter getätigt. Ziel ist es, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und den Hof zukunftsfähig aufzustellen.
„Was unsere Eltern hier für uns aufgebaut haben, ist keineswegs selbstverständlich. Sie haben uns eine tolle Grundlage geschaffen. Deshalb diskutieren wir alle Entscheidungen gemeinsam“, erklärt Katharina. „Dabei helfen auch die Erfahrungen, die meine Schwester Anna Lena und ich auf den Ausbildungsbetrieben gesammelt haben, um die bestmöglichen Lösungen zu finden.“
Arbeitsalltag mit Struktur und Flexibilität
Der Tag auf dem Hof beginnt früh: morgens um 5 Uhr steht zunächst das Melken an. Etwa die Hälfte der Kühe wird am Melkstand gemolken, während die anderen von zwei Melkrobotern über den ganzen Tag automatisch am Melkroboter gemolken werden. Parallel werden Liegeboxen gereinigt, desinfiziert und eingestreut, die Kälber getränkt und versorgt. Anschließend folgt das Füttern der großen Kälber sowie die frische Futtervorlage für die Kühe. „Die bekommen zweimal täglich eine frisch gemischte Futterration, bestehend aus Silage, Mais, Biertreber, Rübenschnitzeln und Mineralfutter“, erklärt Katharina. Nach dem Frühstück geht es weiter zu den Pferden und den Hühnern. Danach wird der Hofladen geöffnet und je nach Jahreszeit anstehende Feldarbeiten erledigt. „Aber eigentlich gleicht kein Tag dem anderen“, erklärt Katharina, und ergänzt lachend: „Gerade mit Tieren und dem Wetter ist kein Tag planbar. Es kann immer etwas dazwischenkommen – und draußen entscheidet das Wetter den Takt.“.
Fokus Tierzucht und Tierwohl
Besonders wichtig sind Katharina die Bereiche Tierzucht und Tierwohl. Ihre neue Lieblingskuh im Stall heißt „Milka“ – eine Braunviehkuh, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Matthias zur Hochzeit geschenkt bekam. „Natürlich ist Milka nicht lila“, lacht Katharina, „aber Kinder fragen das oft, wenn sie uns mit dem Kindergarten oder der Schule besuchen.“
Die Leidenschaft für Braunviehkühe, einer Rasse, die im Allgäu verbreitet ist und ursprünglich aus der Schweiz stammt und daher auch als „Brown Swiss“ bezeichnet wird, begann früh: „Mit zwölf Jahren habe ich auf der Auktion in Krefeld eine Braunviehkreuzung namens Karina gesehen und wollte sie unbedingt haben.“ Ihr Vater ersteigerte das Tier – Karina bedankte sich mit einer Lebensleistung von über 100.000 kg Milch, ist tragend mit dem zehnten Kalb und brachte mehrere Töchter hervor, die heute mit bis zu 75 % Brown-Swiss-Blutanteil im Stall stehen. Ihre Begeisterung für diese Rasse wurde während eines Praktikums in der Nähe von Krefeld weiter gestärkt, wo sie intensiv mit Brown Swiss arbeitete.
In der Zucht setzt Katharina gezielt auf langlebige, leistungsstarke Kühe mit sehr guten Werten bei den Milch-Inhaltsstoffen. Dafür hat sie erfolgreich den Lehrgang zur Eigenbestandsbesamung abgeschlossen und nutzt ein Bullenanpaarungsprogramm, bei dem sie für jede Kuh den passenden Bullen finden kann.
Betriebsübernahme als Familienmodell
Der Hof Honert funktioniert als klassischer Familienbetrieb auch in der kommenden Generation. „Natürlich wechseln wir uns unter uns Schwestern auch mal ab, damit jeder ein paar Tage im Jahr rauskommt. Ich war gerade vier Tage am Gardasee. Aber ehrlich gesagt habe ich da schon wieder nach Kühen geschaut und sie vermisst.“
Für Katharina ist klar: Landwirtschaft ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Sie will den Hof weiterentwickeln, mehr junge Menschen für Landwirtschaft begeistern und das Bewusstsein für Tierwohl und nachhaltige Produktion stärken. „Unsere Familie hat das einfach im Blut. Es macht unglaublich viel Freude und Spaß, mit den Tieren zu arbeiten. Man muss voll und ganz dahinterstehen – aber genau das tun wir.“