Kühe mögen es kühl. Wer schon einmal einen modernen Außenklimastall für Milchkühe besucht oder bei tieferenTemperaturen Kühe auf der Weide gesehen hat, hat sich bestimmt schon gefragt, ob es ihnen dort nicht zu kalt ist. Doch im Gegensatz zu vielen Menschen frieren Kühe nicht so schnell …
Je nach Jahreszeit bilden Rinder ein Winter- oder Sommerfell aus, wobei das Winter-fell aus dichten kurzen Wollhaaren besteht. Es sorgt mit dem Luftmantel zwischen den Haaren für einen wirksamen Schutz gegen die Kälte. Damit haben Rinder als Steppentiere von Natur aus beste Voraussetzungen, um tiefe Temperaturen gut auszuhalten: Bevor der Mensch begonnen hat, sie als Nutztiere zu halten, sind sie ganz ohne Schutzbauten ausgekommen. Landwirt Stefan Struben aus dem Eifeldorf Dahlem-Schmidtheim berichtet eher vom Gegenteil: „Temperaturen von mehr als 20 Grad bedeuten für die Tiere schnell Stress. Sie suchen dann den Schatten und die kühlere Luft im Stall auf.“
Landwirt Stefan Struben bei seinen Kühen auf der Weide
Apropos Stall:
Moderne Milchkuhställe sind auf den Frischluft-Bedarf der Tiere ausgerichtet. Als Au-ßenklimaställe verfügen sie oft nur noch über feste Stirnwände mit großen Toren und über offene Seitenwände. Hier sorgen beispielsweise sogenannte „Curtains“ dafür, dass die Kühe bei starkem Wind vor Zugluft geschützt werden können. Viele moderne Boxenlaufställe verfügen aber auch über Laufhöfe; hier können die Tiere zu jeder Jahreszeit nach draußen gehen – und dieses Angebot wird auch bei Schnee gerne ange-nommen.
Bei ganzjähriger Haltung in einem Außenklimastall kommt noch ein weiterer Faktor dazu: Anders als auf der Weide sind die Tiere hier weder dem Regen noch dem Wind – und erst recht nicht der Kombination dieser beiden Faktoren – ausgesetzt. Kommen nämlich tiefe Temperaturen, Nässe und Wind auf der Weide zusammen, muss für die Tiere auf jeden Fall ein trockener und windgeschützter Unterstand bereitstehen. Wür-de ein solcher Schutz fehlen, könnten Kühe sehr wohl frieren. Das wäre spätestens dann der Fall, wenn die Abgabe von Körperwärme über die nasse Haut etwa durch Wind höher wäre als die eigene Wärmeerzeugung. Allerdings ist die – gerade bei laktierenden Milchkühen, beachtlich.
Ein Offenstall bietet Frischluft und ein ideales Klima für Kühe
Wandelnde Heizlüfter …
Als Warmblüter haben Rinder eine Körpertemperatur, die bei erwachsenen Tieren zwischen 38 und 39 Grad Celsius liegt. Diese Temperatur muss generell aufrecht-erhalten bleiben – und das erfolgt durch den Stoffwechsel der Tiere, der mit der Er-zeugung von Wärme einhergeht. Vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen heißt es dazu: „Kühe mit einer hohen Milchleistung produzieren zum Beispiel in den ersten 100 Tagen nach der Abkalbung 2000 Watt pro Stunde an Wärme bei einer Umgebungs-temperatur von 0 Grad. Diese Leistung erzeugen bspw. haushaltsübliche Heizlüfter (2000 Watt).“ Der thermoneutrale Bereich, in dem der Körper einer Kuh keine Kühlungsarbeit mittels Schwitzen oder erhöhter Atemfrequenz leisten muss, um die Temperatur zu erhalten, liege bei Kühen zwischen 4 und 16 Grad, heißt es weiter. Das unterscheidet Kühe, die tiefe Temperaturen mögen, deutlich von uns Menschen und unserem Umgebungstemperatur-Wohlfühlbereich von 20 bis 23 Grad.
Stall = Schutz
Gerade kranke oder Jungtiere sind übrigens im Winter im Stall am besten aufgeho-ben. Jungtiere verfügen nach der Geburt noch über wenig Körperreserven und weisen ein relativ feines Fell auf. Ihre Kältetoleranz nimmt quasi mit dem Lebensalter und der Entwicklung des Fells zu. Dass ausgewachsene Milchkühe Kälte lieben, aber wärmere Temperaturen scheuen und deshalb im Sommer regelrecht in den Stall oder zumin-dest in den Schatten flüchten, lässt sich bei Betrieben mit Stall- und Weidehaltung auf jeden Fall jedes Jahr beobachten.
Der Beitrag basiert u.a. auf Informationen aus folgenden Quellen:
https://www.agrarheute.com/tier/aussenhaltung-kuehe-moegen-kuehl-feucht-589895
https://llh.hessen.de/tier/rinder/haltung-rinder/so-schlagen-rinder-dem-winter-ein-schnippchen/