19. Januar 2024

Bestens kontrolliert: Ewald Rahsing hat die Qualität der Milch im Blick

Ewald Rahsing Landeskontrollverband NRW

Hohe Qualität, und das immer, überall und verlässlich: Das erwarten Verbraucherinnen und Verbraucher zu Recht von ihren Lebensmitteln – und damit natürlich auch von der Milch und allen Milchprodukten. DIALOG MILCH hat bei dem Landeskontrollverband Nordrhein-Westfalen e.V. (LKV) nachgefragt, wie die Qualität bei Milch kontrolliert und sichergestellt wird.

DIALOG MILCH: Herr Rahsing, Sie arbeiten für die Labor- und Dienstleistungs GmbH & Co. KG, die für den in Krefeld ansässigen Landeskontrollverband Nordrhein-Westfalen e V. (LKV) Milchproben untersucht und bewertet. Wer ist der Träger des LKV, und was genau gehört zu seinen Aufgaben?

Ewald Rahsing: Mitglieder des Landeskontrollverbands NRW sind alle landwirtschaftlichen Betriebe mit Milchkühen in NRW, die die Milchleistungsprüfung[1] in Anspruch nehmen; das sind aktuell 3056 Betriebe. Zu den Aufgaben des Vereins gehören auch die Untersuchung der Anlieferungsmilch, die sogenannte Milchgüteprüfung, die Auditierung von Betrieben mit Milchkuhhaltung und die Funktion als „Einwohnermeldeamt“, also als zugelassene Regionalstelle zur Registrierung aller Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine in NRW im Rahmen der Viehverkehrsverordnung.

DIALOG MILCH: Sie haben gerade die Milchgüteprüfung angesprochen. Welche Schritte und Kontrollen gehören dazu?

Ewald Rahsing: Die auf den Betrieben gemolkene Milch wird vor Ort in Tanks gelagert und auf 6 °C heruntergekühlt. Bei der Abholung durch Tanksammelwagen wird auf jedem Betrieb automatisch eine Probe gezogen und bei Anlieferung in den Molkereibetrieben gekühlt eingelagert. Mit der eigenen Flotte von Kühlfahrzeugen des LKV werden diese Proben täglich abgeholt, hier in Krefeld im Labor untersucht, die Ergebnisse ausgewertet und den Molkereien zur Erstellung der Milchgeldabrechnung zur Verfügung gestellt. Ganz wichtig ist, dass die Proben bereits bei der Abholung auf den landwirtschaftlichen Betrieben automatisch im Tanksammelwagen gezogen und verwechslungssicher mit einem Barcode gekennzeichnet werden.

DIALOG MILCH: Gibt es gesetzliche Vorgaben dafür, was in den Milchproben untersucht werden muss?

Ewald Rahsing: Ja, Grundlage aller Kontrollen und Untersuchungen ist die Rohmilchgüteverordnung[2]. Darin ist festgelegt, dass in der angelieferten Milch die Fett- und Eiweißgehalte mindestens dreimal pro Monat, der Keimgehalt mindestens zweimal monatlich und der Zellgehalt mindestens einmal pro Monat kontrolliert werden müssen. Zudem sind die Proben viermal pro Monat auf Hemmstoffe zu untersuchen. Hier bei dem LKV wird das aber so gehandhabt, dass alle Proben standardmäßig bei jeder Kontrolle immer auf alle diese Parameter untersucht werden.

DIALOG MILCH: Welche Möglichkeiten hat der LKV, den landwirtschaftlichen Betrieben dabei zu helfen, die Qualitätsvorgaben verlässlich zu erfüllen?

Ewald Rahsing: Das ist einer der großen Vorteile der Milchleistungsprüfung. Durch die Kontrolle der Betriebe und die regelmäßige Untersuchung der Anlieferungsmilch können wir den Betriebsleitern individuelle Hinweise etwa zur Optimierung der Futterration oder zum Gesundheitsmanagement in der Milchkuhherde geben. Das wirkt sich automatisch auch positiv auf die Qualität aus.

DIALOG MILCH: In einem Satz zusammengefasst: Was sagen Sie Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Sie nach der Qualität von Milch und Milchprodukten fragen?

Ewald Rahsing: Dank unserer deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Untersuchungsfrequenz und der Teilnahme der Betriebe an der Milchleistungsprüfung können wir den Verbrauchern mit gutem Gewissen bestätigen, dass Milch ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel und ein wertvoller Bestandteil der menschlichen Ernährung ist.

DIALOG MILCH: Herr Rahsing, herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke.

[1] Für die Milchleistungsprüfung werden die Milchproben der Mitgliedsbetriebe nach der Stallkontrolle im Zentrallabor des LKVs in Krefeld untersucht, alle Ergebnisse zu Einzeltier- und Herdenübersichten aufbereitet und an die Betriebe weitergeleitet. Damit sind für die Betriebe vielfältige Vorteile verbunden. Dazu gehören etwa Informationen für die Erstellung einer wiederkäuergerechten und gesunden Futterration, eine umweltschonende Fütterung durch Beobachtung des Harnstoffgehalts, Selektion auf Leistung, Fruchtbarkeit, Langlebigkeit und Eutergesundheit, Überwachung der Eutergesundheit anhand der Zellzahlergebnisse sowie die Verbesserung von Milchqualität und Milchauszahlungspreis. (https://www.lkv-nrw.de/fachbereiche/milchleistungspruefung/vorteile-der-mlp)

[2] Die Rohmilchgüteverordnung regelt die Güteuntersuchung von Rohmilch, die vom Milcherzeuger an einen Abnehmer geliefert wird […] zudem der Verpflichtung von Seiten des EU-Lebensmittelrechts nachgekommen, Rohmilch auf Keimzahl, Zellzahl und Antibiotikarückstände zu untersuchen. (https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tiergesundheit/pdf/rohmilchguetevo-milchpraxis.pdf)

Mehr Einblicke in die Qualitätssicherung des bestens kontrollierten Lebensmittels Milch hier im Video zum Beitrag.