28. April 2023

Weide mit Kühen

BSE – was bedeuten die Einzelfälle in 2023?

Anfang Februar 2023 ging es kurz durch die Medien: Ein BSE-Fall ist in den Niederlanden aufgetreten. Mancher horchte auf, der sich noch an die BSE-Krise im Jahr 2000 erinnerte. DIALOG MILCH hat recherchiert. Das Resultat in Kurzform: Für Verbraucher/innen besteht kein Grund zur Sorge.

In den vergangenen Wochen und Monaten wurde in den Niederlanden, in Spanien[1] und in der Schweiz[2] jeweils ein einzelner Fall von BSE bei Kühen nachgewiesen. Dabei handelte es sich um alte bis sehr alte Tiere und um die sogenannte atypische Form von BSE. Während die klassische BSE-Variante seinerzeit durch die Verfütterung von unzureichend erhitzten Wiederkäuer-Fetten und -Proteinen verursacht wurde, die das krankmachende Prion-Protein enthielten, tritt die atypische Form von BSE in seltenen Fällen spontan bei älteren Tieren auf, und zwar nahezu ausschließlich ab einem Alter der Tiere von mindestens acht Jahren[3].

Laut Friedrich Löffler Institut wurden bisher in den vergangenen Jahren insgesamt „… etwas mehr als 90 Fälle von atypischer BSE […] festgestellt, die Mehrzahl davon in Frankreich und Polen. Neben den Ländern der Europäischen Union waren auch die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Japan betroffen. […] überwiegend bei Tieren diagnostiziert, die älter als 8 Jahre waren.“3 Die sogenannten atypischen Formen[4] werden als sporadische, altersbedingte Erkrankungen betrachtet und gelten unter natürlichen Bedingungen als nur sehr schwer oder gar nicht übertragbar.1

Ein Blick zurück auf die Situation im Jahr 2000

Erstmals erkannt und beschrieben wurde BSE 1985 in Großbritannien. Wie auch Scrapie[5] (die sogenannte Traberkrankheit von Schaf und Ziege) gehört BSE, die Bovine spongiforme Enzephalopathie, zu einer Gruppe von Krankheiten, die das Gehirn und das Nervensystem von Menschen und Tieren befallen. In der Folge zeigt sich eine schwammartige Degeneration des Gehirngewebes.

Insgesamt wurden seinerzeit in Großbritannien über 180.000 Fälle von BSE gezählt. „Unzureichend erhitztes Fleisch- und Knochenmehl („Tiermehl“) wird als Ursache für die Übertragung des Erregers vermutet.“1 Im Jahr 2000 wurde BSE zum ersten Mal bei einem Rind diagnostiziert, das in Deutschland geboren worden war. Hier wurden in der Vergangenheit „… 413 Fälle von klassischer BSE und zwei Fälle von atypischer BSE bestätigt (beide im Jahr 2014, […] am 5. Februar 2014 bei einer elfjährigen Milchkuh).3 Seither ist in Deutschland im Jahr 2021 noch ein weiterer Fall von atypischer BSE hinzugekommen.[6]

Klare Kontrollvorgaben

In der EU werden nach wie vor BSE-Untersuchungen im Rahmen der aktiven Überwachung durchgeführt. Das betrifft Proben von Rindern, die älter als 48 Monate sind und ein BSE-Risiko aufweisen, z. B. notgeschlachtete oder verendete Tiere. Zudem ist weiterhin die Verfütterung von tierischem Protein an Wiederkäuer (Nutztiere) in der gesamten EU verboten. Das Zusammenspiel von rechtlichen Vorgaben und Kontrollen bietet Sicherheit für die Verbraucher!

[1] https://www.agrarheute.com/tier/rind/atypischer-bse-fall-niederlanden-erkrankung-kam-603079

[2] https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/dokumentation/nsb-news-list.msg-id-93648.html

[3] https://www.fli.de/fileadmin/FLI/Publikationen/FLI-Informationen/FAQs/FLI-Information_FAQ_Atypische_BSE20140303.pdf

[4] Ergänzende Info zu den Formen von atypischer BSE: https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiu7rHwobr-AhVYPewKHRbZARUQFnoECAsQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.fli.de%2Ffileadmin%2FFLI%2FPublikationen%2FFLI-Informationen%2FFAQs%2FFLI-Information_FAQ_Atypische_BSE20140303.pdf&usg=AOvVaw2f4GDSUh6TxxPNNzK7e1UJ

[5] https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/tse-scrapie.html

[6] https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7655 Tabelle 12 und 13.