29. Mai 2024

Ewiger April? Das Wetter macht in diesem Frühjahr schon länger, was es will – und die Landwirtinnen und Landwirte müssen sehen, wie sie damit klarkommen!

Landwirtschaft hängt vom Wetter ab! Diese banale Weisheit bewahrheitet sich in diesem Jahr wieder einmal in eindrücklicher Weise. Der erste Schnitt auf dem Grünland zur Erzeugung hochwertiger Grassilage war dieses Jahr noch sehr früh und der Aufwuchs von sehr guter Qualität. Aber seither scheint die Wetterküche wenig auf die Landwirtschaft zu schauen: Die Böden sind aufgrund der großen Regenmengen vielerorts so nass und wassergesättigt, dass viele Flächen, auf denen Mais gesät oder Kartoffeln gelegt werden sollten, einfach nicht befahrbar sind. Die Feldarbeiten verzögern sich zum Teil deutlich.

Mensch und Maschine stehen für den zweiten Schnitt der Grasernte bereit

Auch das Dauergrünland als wichtige Futterquelle für die Milcherzeugung ist von der unbeständigen Wetterlage sehr stark betroffen. Das Problem:  Die Ausbeute an Gras und dessen Qualität im Hinblick auf die Inhaltsstoffe stehen in einer gewissen Konkurrenz zueinander. Wird der optimale Zeitpunkt für den zweiten Schnitt jetzt überschritten, sinkt die Futterqualität binnen weniger Tage deutlich ab. Die Pflanzen verholzen zunehmend, d. h. der Anteil der schwer verdaulichen Rohfaser steigt, während die Protein- und Energiegehalte sinken. Als Faustzahl gilt, dass der zweite Schnitt maximal 25 Tage nach dem ersten Schnitt erfolgen sollte; damit ist die „Ernteelastizität“, also der Spielraum, den die Betriebe bei der Wahl des Erntezeitpunkts haben, nicht wirklich groß.

Milchkuhhalterin Katharina Honert aus Irlenbusch (Rheinbach) wartet auf besseres Wetter. Menschen und Maschinen stehen bereits in den Startlöchern, da der zweite Schnitt dringend eingefahren werden muss, um hochwertige Grassilage für die Kühe zu erhalten.

Auswirkungen für die Futterqualität

Das Thema Futterqualität vom Grünland ist aber noch deutlich komplexer: Die Art und Häufigkeit der (Schnitt-)Nutzung bestimmt nämlich auch über die Zusammensetzung des Pflanzenbestands. Damit können sich deutlich verspätete oder ausfallende Erntetermine nicht nur kurzfristig auf die Qualität eines einzelnen Schnitts auswirken, sondern über mögliche Veränderungen der Pflanzengesellschaft auch langfristig die Futterqualität negativ beeinflussen.

Und Qualitätseinbußen bei der Grassilage sind zum Beispiel für Milch erzeugende Betriebe eine sehr schlechte Nachricht; ihr Ziel ist es, mit dem Aufwuchs auf dem selbst bewirtschafteten Grünland den Hauptteil der Energie- und Proteinversorgung ihrer Milchkühe sicherzustellen. Jedes kg Eiweiß und jede Energieeinheit, die auf dem Grünland durch einen witterungsbedingt verspäteten Schnitt verloren gehen, müssen auf andere Weise – vielfach über teuer zugekaufte Futtermittel – ausgeglichen werden.

Auch wenn es gut ist, dass sich nicht jeder sein Wetter machen kann: Landwirtinnen und Landwirte wären manchmal froh, wenn sie ihre Chancen auskömmlich zu wirtschaften beim Wetterroulette etwas verbessern könnten …