30. Mai 2017

Bundesumweltministerin Hendricks auf dem Milchhof Lucassen in Barßel

„Redet mit uns“ – das war im Februar 2017 die Botschaft eines Videos auf der Plattform My KuhTube der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN). Landwirtin Anita Lucassen aus Barßel im Oldenburger Münsterland (https://www.youtube.com/watch?v=sqJhJ_RdFZA) reagierte damit auf die Bauernregel-Kampagne des Bundesumweltministeriums. Das Bundesumweltministerium nahm diese Einladung an: Ministerin Dr. Barbara Hendricks besuchte am 21. Mai 2017 den Milchhof Lucassen. Im Anschluss an einen Hofrundgang diskutierte Hendricks mit dem Ehepaar Lucassen und weiteren Landwirten sowie Politikern aus der Region zu Themen wie Grundwasser, Boden, Arten- und Klimaschutz sowie EU-Subventionen.

Positive Entwicklungen finden zu wenig Beachtung

Der Druck auf die Branche wachse, die Verunsicherung unter den Landwirten sei groß, so MdB Franz-Josef Holzenkamp. „Intensiv ist nicht unbedingt schlecht für die Umwelt“, so Holzenkamp in der Diskussion. Jan Heusmann, Vorsitzender der LVN, sprach die sogenannten Zielkonflikte an und verdeutlichte: „Die Landwirte fühlen sich als Getriebene der NGOs. Wir wünschen uns in der Gesellschaft und Politik mehr Differenzierung statt Pauschalisierung und ein respektvolles Miteinander.“ Der Grund für die Verunsicherung der Milcherzeugerbetriebe liege derzeit nicht im Markt begründet, der habe sich „normalisiert“. Zudem, so Heusmann, habe sich Vieles in der Landwirtschaft positiv entwickelt, zum Beispiel der rückläufige Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln. Darüber hinaus steigert der Bau moderner Ställe das Tierwohl. Dass diese Entwicklungen in der Gesellschaft zu wenig Anerkennung und Respekt finden, darin waren sich alle Teilnehmer in Barßel einig.

Link zum Video auf der Webseite des Bundesministeriums: http://www.bmub.bund.de/service/mediathek/videos/

Bilder auf der Webseite der LVN: http://milchwirtschaft.de/medien/

Bauernregeln-Kampagne des Bundesumweltministeriums wird eingestellt

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks äußert sich am 9. Februar zur Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle.“ und ruft zu einem breiten Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft auf.

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Die von Bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) gestartete Kampagne „Neue Bauernregeln“ stieß auf massive Empörung bei Vertretern der deutschen Landwirtschaft. Von ihrem Kabinettskollegen, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), wurde sie in einem wütenden Brief aufgefordert, „die Kampagne sofort zu beenden und sich für den entstandenen Schaden bei den Bäuerinnen und Bauern öffentlich zu entschuldigen.“ – Eine Konfrontation, die bislang einmalig ist innerhalb der Regierungskoalition.

Brief des Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt an die Ministerin Hendricks vom 03. Februar 2017

Antwortbrief der Bundesumweltministerin Hendricks zur Kampagne „Gut für die Umwelt. Gesund für alle“

DIALOG MILCH im Gespräch mit dem BMUB zu dessen umstrittener PR-Kampagne

1.4 Mio. Euro für eine Diffamierung der Landwirtschaft?

©BMUB/Sascha Hilgers

Im Interview mit DIALOG MILCH ist die Entschlossenheit, mit der das Bundesumweltministerium an seiner Kritik an der Landwirtschaft festhalten will, förmlich mit Händen zu greifen.

©BMUB

DIALOG MILCH: Bislang sind vier ‚Bauernregeln‘ veröffentlicht. Wie viele sollen noch folgen und wann?

BMUB: Unsere Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle.“ ist auf eine Dauer von circa sechs Wochen ausgelegt. In dieser Zeitspanne werden zu den bereits veröffentlichten „Bauernregeln“ weitere Motive ausgespielt. Wir wollen keine Spielverderber sein. Lassen Sie sich einfach überraschen.

Bislang ist die Kampagne im Internet sichtbar. Soll sie auch offline, in Form von Plakaten, Anzeigen usw. gestartet werden?

BMUB: Die Kampagne ist bereits auch offline gestartet, beispielsweise mit Motiven in den Gate-Fingern am Flughafen TXL in Berlin. Ab Mitte des Monats werden wir auch auf Großflächen in mehreren Städten präsent sein.

Die Kampagne zielt direkt auf die Landwirtschaft. Als Absender für die Kampagne zeichnet jedoch lediglich das BMUB, nicht aber auch das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung…

BMUB: …nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung gestalten die Ressorts die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen ihres Hauses in eigener Verantwortung. Das Bundesumweltministerium ist zuständig für saubere Luft, sauberes Grundwasser, gute Böden und den Erhalt der Artenvielfalt. Das sind auch die Themen der Kampagne. Diese Güter können wir nur schützen, wenn sich die Landwirtschaft ändert.

Laut uns vorliegenden Informationen hat der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung sehr verärgert auf die Kampagne reagiert und diese Verärgerung auch persönlich gegenüber Frau Ministerin Hendricks zum Ausdruck gebracht.

 BMUB: Für Auskünfte über tatsächliche oder angebliche Äußerungen aus anderen Ministerien stehen wir nicht zur Verfügung.

Dann fragen wir anders: Wie hat die Ministerin Hendricks auf die Verärgerung ihres Kabinettsmitglieds Christian Schmidt reagiert? Was hat die Ministerin Ihrem Kollegen geantwortet?

BMUB: Ihre Frage unterstellt einen Sachverhalt, zu dem wir nichts mitzuteilen hätten, selbst wenn es ihn gegeben haben sollte.

Laut uns vorliegenden Informationen wurde die Kampagne nicht innerhalb des Ministeriums entwickelt, sondern seitens einer PR-Agentur… 

BMUB: Die Kampagne wurde in Zusammenarbeit zwischen der Presse und Informationsabteilung des Bundesumweltministeriums und dem Agenturverbund Tinkerbelle/Fairkehr konzipiert.

Wie hoch ist das bereit gestellte Budget?

BMUB: Für die Kampagne wurde ein Budget von insgesamt ca. 1,4 Mio. Euro veranschlagt.

Hat es zu der Kampagne eine Ausschreibung gegeben?

Antwort: Nein, war nicht erforderlich. Tinkerbelle ist unsere Rahmenvertragsagentur.

DIALOG MILCH: Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Stimmen und Reaktionen

Mit einem offenen Brief wendet sich der Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e.V. direkt an Bundesumweltministerin Hendricks.