6. Juni 2019

Strittiges Thema: Nutzungsdauer von Milchkühen

Seit einiger Zeit wird die Nutzungsdauer von Milchkühen sehr kontrovers diskutiert. DIALOG MILCH hatte dazu schon einmal mit einem Tierarzt gesprochen, der seine Sicht auf die Dinge darstellte (https://www.dialog-milch.de/landtierarzt-unterwegs/). Die anhaltende Diskussion ist aber Grund genug, diesem Thema nochmals nachzugehen.

Im Mai 2019 hat die Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern eine Stellungnahme[1] herausgegeben. Darin heißt es unter anderem: „Zunächst einmal ist es nicht zutreffend, dass Kühe früher 15 bis 20 Jahre alt wurden. Verfügbare Zahlen belegen, dass die Nutzungsdauer von Kühen früher unwesentlich länger war als heute. Natürlich gab und gibt es einzelne Kühe, die ein sehr hohes Alter erreichen. Das hat aber meist emotionale Gründe auf Seiten der Landwirte.“

Ebenso wird erläutert, warum (auch gesunde) Milchkühe geschlachtet werden: „Kühe bringen jedes Jahr ein Kalb auf die Welt, das auf Grund des modernen Managements in Milchviehbetrieben eine sehr gute Überlebenschance hat. Landwirte ziehen die allermeisten weiblichen Kälber auf (…). Die Kehrseite der Aufzucht nahezu aller weiblichen Kälber ist, dass diese irgendwann auch zum ersten Mal abkalben und damit zur Kuh werden. Da die Zahl der Kuhplätze in einem Betrieb im Wesentlichen konstant ist, muss demzufolge für jede erstmals abkalbende Färse eine (ältere) Kuh gehen.“

Weiter heißt es: „Es ist auch nicht richtig, dass die Situation immer schlimmer wird.“ […] Der Datenbestand des LKV Bayern, der 80 Prozent aller bayerischen Kühe umfasst, zeigt die wahren Verhältnisse. Bereits seit der Jahrtausendwende ist bei allen drei Hauptrassen in Bayern eine konstante, zuletzt sogar eine leicht ansteigende Nutzungsdauer zu beobachten.“

Ganz ähnlich äußert sich der Bundesverband Rind und Schwein.[2] Hier heißt es unter anderem: „Allerdings widerlegen detaillierte Statistiken, die teilweise seit dem Jahr 1950 erfasst werden, diese Vorwürfe. Für die wichtigsten Kritikpunkte kann festgehalten werden (BRS Jahresberichte 1950 bis 2018), dass die Lebensleistung und Nutzungsdauer bei den wichtigsten Milchviehrassen ansteigen, während das Abgangsalter konstant ist.“

Die Entscheidung, dass eine Kuh zum Schlachten abgegeben wird, kann in einer Gesundheitsbeeinträchtigung begründet sein. Meist sind dies Klauenprobleme oder das mehrmalige Auftreten einer Mastitis. Dazu stellt der Bundesverband Rind und Schwein in seinem Papier „Die moderne Milchkuh: robust, gesund, leistungsfähig!“ fest: „Wenn ein Milchviehhalter entscheidet, seine Kuh zur Schlachtung abzugeben, gibt er eine Rückmeldung an seine Züchtervereinigung oder seinen Landeskontrollverband, aus welchem Grund die Kuh abgeht. Dies bedeutet nicht, dass die Kuh akut erkrankt ist, sondern dass sie in ihrem bisherigen Leben z. B. durch wiederholte Erkrankungen der Gliedmaßen aufgefallen ist. Wenn eine Kuh akut erkrankt, wird die Erkrankung durch einen Tierarzt diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet. Die Erkrankung muss zunächst abklingen, bevor diese Kuh überhaupt zur Schlachtung abgegeben werden darf.“

[1] https://www.lfl.bayern.de/itz/rind/218410/index.php

[2] https://www.rind-schwein.de/brs-news/die-moderne-milchkuh-robust-und-gesund.html

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