31. Oktober 2022

Viel Neugier und Offenheit: Direktvermarktung bringt Landwirte und Verbraucher in den Austausch

Die Gunst der Lage im Urlaubsgebiet ist das eine, das Erkennen und Nutzen von Möglichkeiten das andere: Familie Schreiber (Teil 1 der Reportage) hat erfolgreiche Ansätze entwickelt, um mit Kunden und Besuchern der Region ins Gespräch zu kommen.

Wenn möglich sind alle immer zum Gespräch mit Besuchern und Kunden bereit: Elisabeth, Josef, Michael und Sabrina mit Tochter Emilia.

Das Sauerland ist als Urlaubsregion sehr beliebt. Davon künden neben verschiedenen inländischen insbesondere auch zahllose niederländische Kennzeichen. Als Ski- und Wandergebiet hat das Sauerland viel zu bieten – und der in direkter Nachbarschaft der Hofstelle in Medebach liegende Center Parc tut ein Übriges. Kein Wunder also, dass Familie Schreiber schon lange im intensiven Dialog mit Urlaubern steht, die an dem Betrieb vorbeikommen und sich freuen, ihren Kindern hier authentische Einblicke in die Landwirtschaft vermitteln zu können.

Offenes Hoftor

„Seit vielen Jahren machen wir die Erfahrung, dass Passanten, die an unserem Hof vorbeikommen, interessiert sind und nachfragen. Da redet man schnell schon mal eine halbe Stunde miteinander, und wenn es passt, nimmt man die Besucher auch gerne mit in den Stall. Gerade für Kinder ist das ein großer Aha-Effekt, wenn sie feststellen, dass die Kühe gar nicht lila sind“, berichtet Senior Josef Schreiber († 13.08.2022) bei dem Besuch von DIALOG MILCH schmunzelnd.

Hier kann jeder Kunde seine Milchflasche(n) erwerben und frische Milch zapfen.

Und Schwiegertochter Sabrina ergänzt: „Wenn das irgendwie passt, dann drehen wir mit den Kindern auch mal eine Runde mit dem Traktor um den Hof. Da ist so viel Neugier und so viel Offenheit – und es ist nicht schwer, mit ein bisschen Engagement die Einstellung zur Landwirtschaft etwas positiver zu machen.“ Josef Schreiber nickt bestätigend: „Eine Standardreaktion, wenn die Besucher nach einem kurzen geführten Rundgang durch den Stall und ein paar einfachen Erläuterungen vom Hof gehen, lautet: Das haben wir nicht gewusst. Danke, dass Sie uns das gezeigt und erklärt haben.“ Damit begründet Josef Schreiber auch, warum er sehr gerne die Zeit für die Gespräche mit den Besuchern aufbringt.

Frisch, regional – direkt vom Erzeuger

Die Lage des Betriebs im Urlaubsgebiet hat Familie Schreiber vor gut zwei Jahren dazu gebracht, in die Direktvermarktung einzusteigen. Derzeit stehen zwei Milch- und Flaschenautomaten an regionalen Einkaufsmärkten und in einem Getränkemarkt; hier können die Kunden ihre Milchflasche kaufen und am Automaten daneben direkt mit der frischen, pasteurisierten Milch befüllen. Weitere Absatzschienen hat sich die Familie Schreiber mit Eisdielen und einigen Hotels in der Region erschlossen, die regelmäßig mit Frischmilch beliefert werden. Dafür haben Schreibers vor zwei Jahren in eine Hofmolkerei investiert. Mit der clever in einem Container montierten Technik wird die Milch pasteurisiert und in Rollcontainer und Folienschläuche gefüllt, die dreimal pro Woche zu den externen Automaten und den übrigen Kunden gebracht werden.

Gäste des nahegelegenen Center Parcs gehören zu den regelmäßigen Kunden im Hofladen.

Wir haben mit dem Zeitpunkt, zu dem wir die Hofmolkerei in Betrieb genommen haben, etwas Pech gehabt“, berichtet Junior Michael Schreiber: „Die Corona-Pandemie hat die Startphase schon behindert. Trotzdem ist diese Schiene gut angelaufen – inzwischen vermarkten wir sechs bis acht Prozent der gesamten Milch unseres Betriebs auf diesem Weg“, so Michael Schreiber. Dazu gehört auch der neue Hofladen, in dem zwei Milchzapfstellen sowie ein Automat mit regionalen Produkten anderer Betriebe steht. „Wir bieten im Hofladen auch Milchflaschen an, in die bereits genau abgewogen Kakaopulver oder Eiskaffeepulver eingefüllt wurde. So können die Besucher neben der pasteurisierten Frischmilch auch Kakao und Eiskaffee ganz frisch beziehen und genießen. Gerade der Kakao ist ein Angebot, das speziell die Kinder anspricht“, freut sich der Senior.