24. Oktober 2022

Hoftüren öffnen für mehr Transparenz

Mehr Transparenz – das ist der Antrieb und zugleich das messbare Ergebnis von intensiver Öffentlichkeitsarbeit und Direktvermarktung auf dem Milchkuhbetrieb von Familie Schreiber in Medebach im Sauerland. DIALOG MILCH hat sich dort umgeschaut.

Die siebenmonatige Emilia ist oft mitten im Geschehen und hat erkennbar Spaß daran.

Mit Emilia, dem siebenmonatigen jüngsten Mitglied, leben inzwischen vier Generationen unter dem Dach des Schreiber-Hofs. Zwei Generationen – Michael mit Frau Sabrina und seine Mutter Elisabeth – bewirtschaften den 95 Hektar großen Betrieb mit derzeit 125 Milchkühen und rund 115 weiblichen Jungtieren.

15 Hektar Acker und 79 Hektar Grünland gehören zu dem Hof. Seit 2016 ist neben dem 1998 modernisierten „alten“ Stallgebäude mit Boxenlaufstall und einem sogenannten Doppel-5er-Fischgrätenmelkstand auch ein neuer, luftiger Boxenlaufstall mit 69 Liegeplätzen und Melkroboter im Einsatz. „Wir haben die Laufgänge im neuen Stall breiter als notwendig geplant, um den Tieren ein stressfreies Leben zu ermöglichen, sodass sie zum Beispiel auch Rangordnungskämpfen aus dem Weg gehen können und so artgerecht wie möglich in der Herde leben. Überdies haben wir den Stall nicht mit der theoretisch maximal möglichen Tierzahl belegt. Dank des Tier-Liegeplatzverhältnisses von 1 : 1 und mit dem frei zugänglichen Laufhof würden wir schon jetzt problemlos in die zweitbeste Haltungsform 3 eingestuft“, erläutert Josef Schreiber († 13.08.2022).

Der 2016 in Betrieb genommene Bo- xenlaufstall von Familie Schreiber bietet reichlich Licht, Luft und Platz für die Tiere.

Homöopathie, wann immer es geht

Bei der Fütterung der Milchkühe nutzen die Schreibers konsequent Futter, das frei von gentechnisch veränderten Komponenten ist. „Wir setzen in Kooperation mit unserem Tierarzt darüber hinaus wo immer möglich auf homöopathische Behandlungen – und machen beispielsweise bei der Eutergesundheit sehr gute Erfahrungen damit“, berichtet der 30-jährige staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt Michael Schreiber.

Michaels Frau, die 23-jährige Sabrina, hat eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten durchlaufen, ist inzwischen aber voll in das Geschehen auf dem Hof eingebunden. In der Hofmolkerei kümmert sie sich u. a. um das Pasteurisieren der Milch und um das Spülen und Befüllen der Rollcontainer, die dreimal pro Woche von ihrer Mutter zu den externen Verkaufsstellen und den übrigen Kunden gebracht werden.

Kein Acht-Stunden-Job

Zu den Aufgaben von Sabrina Schreiber gehören u. a. das Pasteurisieren der Milch sowie die Reinigung und Befüllung der Rollcontainer für die externen Verkaufsstellen.

„Wir unterhalten uns sehr gerne mit den Besuchern und Kunden, die auf den Hof kommen, und zeigen, wie der Alltag auf einem Milchkuhbetrieb aussieht. Und das ist kein normaler Job mit geregeltem Feierabend und freien Wochenenden, denn wir möchten den Tieren jeden Tag die nötige Aufmerksamkeit schenken. Und das gilt auch am Sonntagmorgen, wenn man am Samstagabend auf dem Schützenfest gefeiert hat oder zu einer Fete eingeladen war. Insofern ist das schon ein Beruf, den man aus Überzeugung ergreifen sollte“, so Sabrina Schreiber.

Der Landwirtschaft ein Gesicht geben

„Wenn wir uns im Gespräch mit Besuchern und Kunden engagieren, dann tun wir das auch, um die Menschen hinter dem wertvollen Lebensmittel Milch sichtbar zu machen. Wir möchten Regionalität und Natürlichkeit vermitteln und dabei gleichzeitig den Vorurteilen begegnen, die sich bei manchen Verbrauchern nach reißerischen und einseitigen Berichten der Medien über die Landwirtschaft und die Tierhaltung festsetzen“, erzählt Michael Schreiber.

Im Betriebsbüro über dem Melkroboter haben die Schreibers den neuen Stall perfekt im Blick.

Dabei hilft auch die jüngste „Aktivität“ der Familie: Seit 2021 gehören nämlich Kurzzeit-Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile zu dem Angebot der Schreibers. Über die Plattform „Landvergnügen“ wird diese Möglichkeit beworben und vermittelt. „Die Gäste bleiben in der Regel für eine Nacht, für die wir neben dem Stellplatz auch Strom- und Wasseranschlüsse bereitstellen. Rund 120 Wohnmobile im ersten Jahr zeigen, dass wir auch damit ein interessantes Angebot bereithalten – als perfekte Ergänzung zu unserer Direktvermarktung“, freut sich Michael Schreiber.