28. Juli 2020

Deutliche Unterdeckung beim Milchpreis

Quelle: Trendberechnung BAL auf Basis von Daten Destatis und INLB

„Die europäischen Milchmärkte haben sich nach dem Corona-Schock erholt. Allerdings sinken nun auch wieder die Abverkäufe im LEH auf das normale Maß“ berichtete der Milchindustrieverband Ende Juni 2020. Doch wo stehen die Milchpreise? Laut dem European Milk Board auf jeden Fall zu niedrig: „Den Erzeugern fehlen rund 14 Cent!“

Im Auftrag des European Milk Board (EMB) und der MEG Milch Board berechnet das Büro für Agrarsoziologie (BAL) in Gleichen/Bremke seit 2012 die Milcherzeugungskosten flächendeckend in Deutschland. Dazu werden Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) und des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) herangezogen. Nach den Berechnungen vom April 2020 ist in Deutschland eine deutliche Spanne zwischen den Produktionskosten und dem Auszahlungspreis erkennbar. Wie das EMB berichtete, lagen die Milcherzeugungskosten in der Milchviehhaltung im April 2020 bei 46,76 ct/kg. Mit 32,68 ct/kg lag der durchschnittliche Auszahlungspreis zu dieser Zeit um 14,08 ct/kg niedriger.

Diese Unterdeckung bestand in den vergangenen Jahren durchgängig, wenn auch mit gewissen Schwankungen. Die Spanne der sogenannten Preis-Kosten-Ratio als Maß der Unterdeckung reichte in den letzten Jahren von 0,87 im Jahr 2014 über ein Tief mit 0,66 im Jahr 2016 bis zu aktuell 0,70 im April 2020.

Ein für die Milchviehbetriebe kritischer Faktor sind dabei laut EMB und MEG die in der Milchviehhaltung seit dem Trockensommer 2018 gestiegenen Futterkosten. „Die Kostensteigerungen der letzten drei Monate sind vor allem durch das Zukauffutter entstanden (+0,85 ct/kg in der Region Ost und +0,75 ct/kg in der Region Süd). Hinzu kamen höhere Kosten für die Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen, die Energiekosten reduzierten sich dagegen“ berichtet auch topagrar online.

Erkennbar ist im Übrigen, dass die Preisentwicklung für Bio- und konventionelle Milch unterschiedlich verläuft. So gaben die Biomilchpreise laut Agra Europe aufgrund des wachsenden Rohmilchangebots seit 2018 tendenziell nach. In Krisenzeiten sei aber bei Biomilch eine größere Preisstabilität erkennbar; deshalb seien die Erzeugerpreise für Biomilch von Januar bis Mai 2020 recht stabil geblieben. Demgegenüber seien die Auszahlungspreise für konventionell erzeugte Milch zuletzt deutlicher unter Druck geraten.

Während nach Angaben von Bioland auf Basis einer Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien im Mai 2020 für ein Kilogramm ökologisch erzeugte Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß durchschnittlich 47,1 Cent und damit nur 0,4 ct weniger als zuvor gezahlt wurden, sank der Auszahlungspreis im konventionellen Segment in diesem Zeitraum um 1,7 ct/kg auf 31,5 ct/kg. „Der Biomilchsektor hat offenbar die Corona-Verwerfungen weniger deutlich zu spüren bekommen, was an der geringeren Bedeutung des Außer-Haus-Verzehrs und des Exports liegt“, so top agrar.