20. Juli 2020

Quelle: Nordlich/FBN

Ein WC für Kühe?

Kann es ein WC für Kühe geben? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler im neuseeländischen Auckland ebenso wie an den deutschen Forschungsstandorten Celle und Dummerstorf: Gemeinsam gehen die Forscher der Frage nach, ob Kühe selbst ihren Stall sauber halten können. Erste Ergebnisse erscheinen vielversprechend – und das könnte positive Auswirkungen auf Tiergesundheit und Stallhygiene haben und auch die Umwelt entlasten. Das berichtet das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie unter Berufung auf einen Fachbeitrag.

Von Hund und Katze ist es bekannt: Spätestens nach etwas Training sind unsere Haustiere stubenrein. Auch Schweine suchen im Stall eher eine abgelegene Ecke für das „anstehende Geschäft“ auf. Nur Kühe zeigen bislang wenig Neigung zu mehr Reinlichkeit. Eine erwachsene Milchkuh hinterlässt pro Tag durchschnittlich 20 bis 30 Liter Urin und 30 bis 40 Kilogramm Kot – und das völlig unbelastet davon, wo sie gerade steht und geht.

„Geht das auch anders?“ haben sich die beteiligten Wissenschaftler gefragt, und das aus gutem Grund: Kuhfladen und Urin sind Quellen des klimarelevanten Spurengases Ammoniak. Würde die unkontrollierte Ausscheidung verhindert und dadurch die mit Kot und Harn bedeckte Stallfläche verringert, könnte das nicht nur die Ammoniakemissionen senken, sondern auch die Hygiene im Stall und damit die Klauen- und Eutergesundheit der Tiere verbessern.

Verhalten ist grundsätzlich trainierbar

Nach den bisherigen Erkenntnissen ist es mithilfe von assoziativen Lernmethoden wie der sogenannten operanten Konditionierung möglich, den Tieren den Gang zum „Kuh-WC“ schmackhaft zu machen. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Nach erfolgreichem Besuch des stillen Örtchens gibt es eine kleine Belohnung.

Der Boden des über ein Gatter abgetrennten Kuh-WCs ist mit einem durchlässigen Belag versehen, der als Spritzschutz fungiert. Auf Basis der bislang ermittelten Ergebnisse kommen die Forscher zu dem Schluss, dass „auch Rinder über die Intelligenz und die neurophysiologischen Grundlagen verfügen, die ein Toilettentraining ermöglichen“. Dessen praktische Umsetzung wird zurzeit von den Forschern in einem von der Volkswagenstiftung geförderten Verbundvorhaben untersucht.

Umsetzung in der Praxis ist noch offen

Auch wenn das Training mit Kälbern eindeutig positive Ergebnisse gezeigt hat, liegt die praxistaugliche Integration in den Stallalltag noch in weiter Ferne. Projektkoordinator Lars Schrader vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Celle ist aber von dem Vorhaben überzeugt: „Wenn wir es wirklich schaffen, die Intelligenz der Tiere für eine Einrichtung von Kuhtoiletten in der Praxis zu nutzen, würden alle profitieren: Die Kühe, die Tierhalter und die Umwelt.“