1. November 2021

Maissilage – ein hochwertiges Grundfutter (Foto: Frangenberg)

Futter für Milchkühe in Deutschland – was steht auf dem Speiseplan?

Die Fütterung von Milchkühen richtet sich nach deren jeweiligem Bedarf, der in der Zeit der Laktation[1] höher ist als bei Kühen, die nicht gemolken werden (Trockensteher)[2]. Neben der richtigen Futterzusammensetzung ist die ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser entscheidend. DIALOG MILCH hat sich die übliche Ration von Milchkühen einmal angeschaut.

Zu einer bedarfsgerechten Versorgung von Milchkühen gehören neben Wasser auch Energie, Nährstoffe und sogenannte Rohfaser. Auf der Weide und im Stall nehmen die Tiere das Grundfutter[3] auf. Dazu gehören Gräser und Kräuter auf der Weide und Grassilage, Maissilage sowie Heu und Stroh im Stall. Idealerweise werden gut 60–70 % des Energiebedarfs bereits über des Grundfutter abgedeckt. Das Kraftfutter ergänzt die Ration, um den Energie-, Protein- und Mineralstoffbedarf der Milchkühe zu decken[4].

Futter nach Bedarf

Schwarzbunte (Foto: Frangenberg)

Die tägliche Futterzuteilung richtet sich nach dem Bedarf der Kuh und ist somit ganz erheblich von der Milchleistung abhängig. So frisst eine ausgewachsene Kuh pro Tag bis zu 80 kg Frischmasse. „Damit kann sie aber nur ihren Bedarf für Erhaltung und höchstens 5–15 kg Milch je Tag decken  […]. Bei höheren Leistungen ist die Zufuhr von Nähr- und Kraftstofffutter nötig.“[5] Entsprechend wird die Futterration beispielsweise mit einer Energiemischung aus Roggen und Körnermais, Trockenschnitzeln (aus Zuckerrüben), Rapsextraktionsschrot (als Proteinträger) sowie Salz o. ä. für die Mineralstoffversorgung und ggf. weiteren Komponenten ergänzt.

Eine Besonderheit der Wiederkäuer ist, dass sie die – für Menschen unverdauliche – Rohfaser verdauen und zu wertvollen Produkten „verarbeiten“ können. Erst so wird das Grasland, das in Deutschland 28,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche[6] ausmacht, als Nahrungsressource für den Menschen überhaupt nutzbar. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass die Rationen von Milchkühen immer einen ausreichend hohen Gehalt an „strukturreichem Futter“ bzw. Rohfaser[7] aufweisen müssen. Nur so werden Kautätigkeit und Speichelbildung der Tiere angeregt, die beide wichtig sind, damit „die im Pansen gebildeten Säuren neutralisiert werden. Bekäme eine Kuh ausschließlich fein strukturiertes Futter, wie fein gemahlenes Getreide, würde dies zu einer explosionsartigen Bakterienvermehrung und Säurebildung im Pansen führen. Das Tier würde krank werden.“[8]

 

Die Ergänzung zum Grundfutter: Mais- und Grassilage

Je nach betrieblichen Gegebenheiten erfolgt die Grundfutterversorgung vorrangig auf Basis von Mais- oder Grassilage. Maissilage liefert mehr Energie und weniger Eiweiß als Grassilage und enthält auch weniger strukturreiche Bestandteile. Deshalb wird Maissilage i.d.R. mit einem eiweißreichen Kraftfutter ergänzt. Als gut zu Maissilage passende Kraft- und Saftfuttermittel gelten u.a. Soja- oder Rapsschrot.

Rationen, die vorrangig auf der Basis von Grassilage gestaltet werden, liefern je nach dem Zeitpunkt der Ernte eher „langsam“ verfügbare Energie in Form von Rohfaser (später Schnitt) oder viel „schnell“ verfügbare Energie aufgrund des bei einem frühen Schnitt hohen Zuckergehalts. Gras und Grassilage ist relativ eiweißreich. Für Rationen auf Basis von Grassilage gelten beispielsweise Getreide, und Körnermais als passende Ergänzung.

Das Gras wird im sogenannten Fahrsilo verdichtet und dann luftdicht verpackt. So bleiben Qualität und Futterwert lange erhalten. (Foto: A. Stöcker)

Importiertes Soja ist noch unverzichtbar

Für eine optimale Proteinversorgung ist man in Deutschland heute noch auf eine Ergänzung durch Futtermittelimporte. angewiesen. Damit rückt die Frage nach dem möglichen Einsatz gentechnisch veränderten Sojaschrots in den Blick. Allerdings gilt: „Fast zwei Drittel der deutschen Milch sind gentechnikfrei“[9]. Laut Deutschem Verband Tiernahrung (DVT) stammen nur etwa 15 Prozent der jährlich knapp 72 Millionen Tonnen Futter, die in der Nutztierhaltung in Deutschland eingesetzt werden, aus anderen EU-Mitgliedstaaten sowie Drittländern.[10] Um die bis heute nicht ausreichende Erzeugung eiweißreicher heimischer Futtermittel auszugleichen, ist der Import von Soja weiter unverzichtbar.

[1] Laktation: Als Laktation oder Laktationsperiode wird die Zeit bezeichnet, in der eine Kuh Milch gibt und gemolken wird. Diese Spanne reicht bei Milchkühen von der Kalbung bis zu dem sogenannten Trockenstellen und dauert durchschnittlich 305 Tage. Das Trockenstellen erfolgt zumeist sechs bis acht Wochen vor der nächsten Kalbung, damit die Kühe sich auf die anstehende Geburt und die dann einsetzende neue Laktationsperiode vorbereiten können.

[2] Trockensteher: Als Trockensteher bezeichnet man die Kühe, die sich zwischen zwei Laktationsperioden befinden und nicht gemolken werden.

[3] Grundfutter: Zum Grundfutter in der Milchkuhhaltung zählen neben Gras sowie Gras- und Maissilage auch trockenes Raufutter wie etwa Heu oder Stroh. Das Grundfutter wird in der Regel auf dem eigenen Betrieb selbst erzeugt.

[4] Kraftfutter: Kraftfutter ist ein Sammelbegriff für nährstoffreiche Futtermittel. Der Begriff umfasst sowohl auf dem Betrieb als auch von Futtermittelherstellern erzeugtes Mischfutter sowie Einzelkomponenten, die als Energie- oder Eiweißlieferanten in der Futterration dienen. Dazu zählen Getreide und Körnermais ebenso wie Ackerbohne, Erbse, Soja, Raps und Sonnenblume.

[5] https://www.proplanta.de/Rind/Futteraufnahme-und-Fuetterung-Rind_Tier1212180033.html

[6] https://www.umweltbundesamt.de/bild/gesamtflaeche-von-dauergruenland-anteil-an-der-0

[7] Rohfaser ist die Bezeichnung für das gesamte Zellwandmaterial von Pflanzen oder Pflanzenteilen, sofern es nicht aus Reservecellulose besteht. Der Rohfasergehalt ist u. a. wichtig für die Beurteilung des Futterwerts landwirtschaftlicher Erzeugnisse (nach: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/rohfaser/57392).

[8] https://www.milcherzeugerverband-bayern.de/themen/rubrik-fuer-verbraucher/rund-ums-rind/was-fressen-kuehe/

[9] https://www.ohnegentechnik.org/artikel/fast-zwei-drittel-der-deutschen-milch-sind-gentechnikfrei

[10] https://www.futterfakten.de/mythen-und-vorurteile/tierernaehrung-haeufige-irrtuemer/