9. Juni 2020

Landwirtschaft und Treibhausgase

Treibhausgase und Landwirtschaft sind eng verknüpfte Themen. Die Speicherung von Treibhausgasen durch den Anbau von Pflanzen und die vielfältigen Ansätze in der Landwirtschaft, die Emissionen weiter zu senken, gehören zu den positiven Aspekten. Das Umweltbundesamt zeigt aber auch die andere Seite auf: „Die Landwirtschaft in Deutschland trägt maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei. Dafür verantwortlich sind vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung, das Ausbringen von Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist) sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch)“. Wie kann diese Bewertung eingeordnet werden?

Emissionen aus der Landwirtschaft

Zusammenhang von Landwirtschaft und Klimagasen

Die Landwirtschaft ist tatsächlich eine von vielen Quellen von Klimagasen wie CO2, Lachgas, Methan und Ammoniak. Der Thünen Report 77 geht beispielsweise davon aus, dass die deutsche Landwirtschaft im Jahr 2018 für Emissionen in einer Größenordnung von etwa 63,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich war. Diese Menge entspricht rund 7,4 Prozent der gesamten in Deutschland emittierten Treibhausgase. Der Report benennt als eine der Quellen die Methan-Emissionen aus der Tierhaltung und die Emission von Lachgas aus landwirtschaftlich genutzten Böden.

Zugleich wird aber auch auf eine erkennbar positive Entwicklung verwiesen: „Die N2O-Emissionen [Anm. d. Red.: Lachgas] aus dem Wirtschaftsdünger-Management sowie die CH4-Emissionen [Anm. d. Red.: Methan] aus Verdauung und Wirtschaftsdünger-Management haben seit 1990 deutlich abgenommen: 2018 lagen die N2O-Emissionen um 18,3 % niedriger als 1990, die CH4-Emissionen um 28,2 %.“ Der Rückgang zwischen 1990 und 2018 sei, so heißt es, primär eine Folge des Strukturwandels Anfang der 1990er Jahre und des weiteren Rückgangs der Rinderbestände bis Mitte der 2000er Jahre gewesen. Über diese im Thünen-Report genannten Aspekte hinaus gilt es zu berücksichtigen, dass auch Reduktionsmaßnahmen in der Landwirtschaft, etwa die bodennahe Ausbringung oder die Gülleinjektion in den Boden mit sogenannten Schlitzscharen dazu beigetragen haben, die Emissionen spürbar zu senken.

Emissionsvermeidung und CO2-Reduzierungsfunktion

Um die Auswirkungen der Landwirtschaft auf das Klima bewerten zu können, müssen ebenfalls die Beiträge zur Vermeidung von Emissionen sowie die CO2-Speicherfunktion der landwirtschaftlichen Böden und Kulturpflanzen einbezogen werden. So stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem Situationsbericht 2019 fest: „Durch den Einsatz von Bioenergie für Strom, Wärme und Kraftstoffe wurden 2018 rund 65 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden. Diese Vermeidungsleistung, die anderen Sektoren angerechnet wird, ist etwas höher als die Emissionen, die die gesamte Landwirtschaft verursacht.“

Pflanzliches Wachstum bedeutet, dass die in den Pflanzen enthaltenen Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) der Atmosphäre entzogen und damit in ihrer Klimawirkung unschädlich gemacht werden. Die Landwirtschaft fungiert damit als zeitweiliger CO2-Reduzierer und Speicher. Durch das Mähen bzw. Ernten ist diese Speicherung eher kurzfristig. Über Ernterückstände und Wurzeln, die im Boden verbleiben und zum Humusaufbau betragen, wird demgegenüber eine mittel- bis langfristige Festsetzung von Kohlenstoffdioxid und eine entsprechend positive Klimawirkung erzielt (vgl. Klimastrategie 2.0 des DBV, dort S. 29).

Welche Rolle die Milchkühe im Hinblick auf das Klima spielen, wird DIALOG MILCH in weiteren Beiträgen aufgreifen.