15. Februar 2021

QM-Milch: Qualitätssicherung eines Grundnahrungsmittels

Bei Lebensmitteln ist die Sicherung der hochwertigen Qualität enorm wichtig. Um damit schon bei der Erzeugung beim Landwirt zu beginnen, wurde 2011 auf eine Initiative des Deutschen Bauernverbands, des Deutschen Raiffeisenverbands und des Milchindustrie-Verbands der QM-Milch e. V. gegründet. Dieser setzt sich für ein bundesweit einheitliches Qualitätsmanagement bei Milch ein.

Was ist das Ziel?

Das System QM-Milch zielt darauf ab, hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards in der Milcherzeugung nachweisbar umzusetzen Neben den klassischen Hygienekriterien stehen auch der Tierschutz und die Umfeldbedingungen in der Milcherzeugung im Fokus.

Was wird gemacht?

Der QM-Milch e. V. definiert strenge Anforderungen an die Milchproduktion, die bundeseinheitlich gelten. Unabhängige Zertifizierungsstellen kontrollieren die Milchkuhbetriebe und zertifizieren diese nach den Vorgaben von QM-Milch. Der QM-Milch-Standard wurde 2012 offiziell von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) anerkannt und wird immer wieder überarbeitet und weiter verbessert. Die Weiterentwicklung des Standards stellt sicher, dass im Hinblick auf Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Milcherzeugung eine stetige Verbesserung sichergestellt ist.

Was gehört dazu und für wen gilt’s?

Bestandteile von QM-Milch sind der bundeseinheitliche Standard zur Milcherzeugung, der Kriterienkatalog und das Handbuch für Milcherzeuger. Der Standard gilt für alle Milcherzeuger, die entsprechend den Lieferbedingungen ihrer Molkerei oder aus eigenem Antrieb am QM-Milch-Zertifizierungsprogramm teilnehmen – und das machen inzwischen mehr als 90 Prozent der deutschen Milchkuhhalter.

Welche Anforderungen werden kontrolliert und zertifiziert?

Der QM-Milch-Kriterienkatalog gibt die zu zertifizierenden Anforderungen in folgenden Bereichen vor: Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere, Kennzeichnung und Bestandsregister, Hygiene in der Milchgewinnung und -lagerung, Futtermittel, Fütterung, Einsatz von Tierarzneimitteln, Rückstandsmonitoring und Umwelt.

Wer setzt die Anforderungen fest?

In dem für die Festsetzung der Anforderungen zuständigen Fachbeirat von QM-Milch ist die Wertschöpfungskette Milch repräsentiert, d h. Milcherzeuger, Vertreter der Molkereien sowie weitere milchwirtschaftliche Fachexperten und Branchenvertreter aus den Bundesländern wie beispielsweise den Landeskontrollverbänden oder den Landesvereinigungen und weiteren Länderorganisationen. Seit 2020 sind auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e. V. und Vertreter einiger deutscher Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen Mitglieder im Fachbeirat.

Mehr als gesetzlich vorgeschrieben?

QM-Milch ist ein dynamisches System, in das jeweils neue Erkenntnisse und insbesondere auch Ansprüche der Gesellschaft einfließen. Zusätzlich zu den gesetzlichen Vorschriften und der guten fachlichen Praxis schreibt QM-Milch weitergehende Anforderungen vor, die bei der Milcherzeugung einzuhalten sind. Teilnehmende Milchkuhhalter erfüllen damit Standards, die über die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen hinausgehen.

Werden auch die Futtermittel erfasst?

Auf Basis der sogenannten „Futtermittelvereinbarung“ müssen auch Unternehmen, die ihre Futtermittel an Landwirte im QM-Milch-System liefern, an zertifizierten Qualitätssystemen (wie QS GmbH, GMP+ International) teilnehmen. Damit wird für das QM-Milch-System zugleich ein fortlaufendes Monitoring zu unerwünschten Rückständen im Futter durchgeführt.

Was passiert, wenn die vorgegebenen Standards nicht erfüllt werden?

Wird die erforderliche Mindestpunktzahl bei einer Betriebskontrolle nicht erreicht bzw. ein K.O.-Kriterium nicht erfüllt, gilt die Auditierung nach QM-Milch zunächst als nicht bestanden. In einem solchen Fall ist der Milcherzeuger aufgefordert, die festgestellten Mängel zu beheben. Innerhalb eines Monats erfolgt dann eine Nachkontrolle. Sind die Mängel auch bei dieser Nachkontrolle nicht behoben, kann die Zertifizierung entzogen werden.

Einblicke in die vielfältigen Anforderungen des „Handbuchs für Milcherzeuger“ gibt es hier.

Erweiterung von QM-Milch: Das Nachhaltigkeitsmodul Milch

Am 21. August 2020 wurden erste Ergebnisse des seit 2017 laufenden Pilotprojekts mit rund 7.500 Milcherzeugern veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Betriebe „im Hinblick auf Nachhaltigkeit  mehr Stärken haben als häufig angenommen. Bei einigen Kriterien gibt es allerdings Optimierungsbedarf.“ Die Beurteilung basiert auf Daten zu 84 Kriterien aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl. Danach werden 93 Prozent der Milchkühe nicht in Anbindehaltung, sondern im Laufstall gehalten, wo sie sich frei bewegen können. In den Ställen sind Einrichtungen für mehr Tierwohl weit verbreitet, und eine regelmäßige Klauenpflege ist fester Bestandteil der Tiergesundheit in vielen Betrieben.

Aufgrund der positiven Resonanz dieses Pilotprojekts wird die Branchenlösung „QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0“ seit Juli 2020 mit bisher 28 Molkereiunternehmen für weitere drei Jahre fortgeführt. Sie stellt bei der aktuell zunehmenden gesellschaftlichen Diskussion ein wichtiges Instrument dar, um Interessen der Branche, des Handels und der Verbraucher sachlich und fachlich zu diskutieren. Ausführlichere Informationen sind hier verfügbar.

Jüngste Zahlen zeigen aber auch den fortlaufend dramatischen Rückgang der Betriebe mit Tierhaltung. Das stimmt nachdenklich. Auch bei QM-Milch gehen 27 Prozent der teilnehmenden Betriebe davon aus, in absehbarer Zeit aus der Milchkuhhaltung auszusteigen.