25. Januar 2021

Lesen Sie hier den dritten Beitrag zum Thema des Monats im Januar 2021.

Der Milchpreis im Zeichen von Risikomanagement und Preisabsicherung

Bei der Frage „Milchquote – ja oder nein?“ scheiden sich die Geister, aber eine Rückkehr zu diesem Instrument ist wenig wahrscheinlich. Lösungen werden eher in einer Minderung des Preisrisikos und dessen besserer Verteilung über die gesamter Wertschöpfungskette vom Landwirt bis zum Lebensmittelhandel gesehen. Dazu gilt auch die Absicherung der Milchpreise über die Börse oder über Festpreiskontrakte als eine mögliche Strategie.

 

Welche Lösungsansätze gibt es?

Das Spektrum möglicher Strategien zur Konsolidierung des Milchmarkts ist breit. Es reicht tatsächlich von „Wiedereinführung der Milchquote kein sinnvolles Instrument der Agrarpolitik“ bis zu „Eine Milchquote kann sinnvoll sein!“ Immer wieder wird auch diskutiert, inwieweit eine politische Preisbeeinflussung oder sogar Preis steuerung notwendig sein könnte. Allerdings passt dies nicht zu dem Ziel, in Deutschland und der EU produzierte Überschüsse nach dem Wegfall der Milchquote zu Weltmarktpreisen zu exportieren; eine politische Preissteuerung und die Teilnahme am Weltmarkt schließen sich aus. Vor diesem Hintergrund haben die Autoren des Thünen Working Paper 118 eine Reihe von Überlegungen zusammengestellt.

Ein theoretischer Ansatz zur Erhöhung des EU-Milchpreisniveaus läge entweder in einer politisch gesteuerten Erhöhung des Preises auf dem Weltmarkt oder in der Abkopplung des EU-Preisniveaus von dem des Weltmarkts. Beide Strategien würden „drastische Reduktionen der EU-Milcherzeugung erforderlich machen“, heißt es in der Veröffentlichung. Der erzielbare Effekt wäre „aufgrund der zu erwartenden Marktreaktion in anderen milcherzeugenden Ländern jedoch nur von kurzer zeitlicher Dauer.

Vor diesem Hintergrund setzen die Autoren eher auf eine Minderung des Preisrisikos und dessen bessere Verteilung in der Wertschöpfungskette Milch. Um eine solche bessere Verteilung etwa bei den genossenschaftlich organisierten Milcherzeugern umsetzen zu können, müssten Satzungen und Lieferordnungen der Molkereigenossenschaften entsprechend überarbeitet werden.

Wesentliche Ansätze wären weiterhin „bessere Informationen über Marktsignale“, um das Rohmilchangebot präziser an die Erfordernisse des Markts anzupassen, dazu eine „bessere und flexiblere Steuerung des Rohmilchangebots“ mittels fester Vereinbarungen zwischen Erzeugerbetrieben und verarbeitenden Molkereien sowie Mittel und Verfahren zum „Preisrisikomanagement“ etwa über Warenterminbörsen (vgl. Tab. „Instrumente zum Risikomanagement weltweit“).

Auch für den Milchpräsidenten des Deutschen Bauernverbands (DBV), Karsten Schmal, stellen die Lieferbeziehungen zwischen Milchbauern und Molkereien einen wesentlichen Ansatzpunkt dar: Die Milchpreise müssten zwischen den Vertragspartnern, über die Börse oder über Festpreiskontrakte abgesichert werden können. Molkereien seien zusammen mit ihren Milcherzeugern gefordert, die Lieferbeziehungen moderner zu gestalten. „Ich bin überzeugt, dass wir 2020 weitere Fortschritte sowohl hinsichtlich der börslichen Absicherung als auch der Etablierung von Festpreismodellen machen werden“, so Schmal.

Vor dem Hintergrund der europaweit so unterschiedlichen Ausgangsbedingungen sowie der Vielzahl der Marktteilnehmer und möglicher Instrumente kommen die Autoren des Thünen Working Paper 118 zu dem Schluss: „Der Umgang mit Preisrisiken stellt eine betriebsindividuelle Herausforderung dar, für die auch betriebsindividuelle Lösungsansätze ausgearbeitet werden müssen.“ Ein Patentrezept gebe es nicht. In der Konsequenz steht zu befürchten, dass der Strukturwandel weitergehen wird – egal, welche Instrumente letztlich auf dem Milchmarkt zur Anwendung kommen werden.

Hier geht es zu den weiteren Beiträgen zum Thema des Monats:

Woher kommt das Auf und Ab der Milchpreise?

Der Milchpreis: Welche Rolle spielen Politik und Export?