„Der Handel geht mit brutalen Gepflogenheiten vor.“

13. Mai 2016

Interview mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Peter Bleser, zur Krise in der Milchwirtschaft

 

„Der Handel geht mit brutalen Gepflogenheiten vor.“

 

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Peter Bleser, von Beruf selbst Milchbauer, spricht mit „Dialog Milch“ über die aktuelle Krise am weltweiten Milchmarkt,  illusionäre Lösungskonzepte und Maßnahmen der Bundesregierung zur Unterstützung deutscher Milchbauern sowie den Einfluss des Lebensmitteleinzelhandels auf Preisgestaltung und Wertschätzung von Nahrungsmitteln. Dabei kritisiert er den Handel in deutlichen Worten.

 

 

DIALOG MILCH: Herr Staatssekretär, wie geht es Ihren Kühen?

 

Parlamentarischer Staatssekretär Bleser: Den Kühen geht es gut. Meinem Sohn leider weniger, weil er die gleichen Sorgen hat, wie alle deutschen Milcherzeuger. Und leider sind die jüngsten Abschlüsse der Molkereien mit dem Handel nicht dazu geeignet, Hoffnung auf baldige Besserung aufkommen zu lassen.

 

DIALOG MILCH: Welchen Einfluss hat der Handel auf die aktuelle Milchkrise?

 

Der Handel hat einen gehörigen Einfluss, weil er in seinem Gebahren eher zur Preissenkung beiträgt als zur Stabilisierung. Ich erwarte, dass der Handel in einer solchen Situation die Erzeugungsgrundlage stabilisiert. Momentan geschieht das Gegenteil. Der Handel geht mit den gleichen brutalen Gepflogenheiten vor, wie in der Vergangenheit auch.

 

Allerdings ist die Höhe des Angebots am Milchmarkt ein wesentlicher Faktor dafür, dass der Handel überhaupt so vorgehen kann.

 

DIALOG MILCH: Die Höhe des Angebotes resultiert letztlich aus einem Wachstum der Menge, das wiederum mit dem Wegfall der Quote einherging und den ausdrücklich gewollten Ausbau deutscher Milchprodukte am internationalen Markt gezielt hat. Auch die Politik in Deutschland wollte eine Entwicklung der deutschen Milchwirtschaft hin zum grossen Wettbewerber am globalen Markt. Waren die Schuhe, die man sich anzog, zu gross und die Strategie, die von allen gewollt war, zu schwer für die Schultern deutscher Bauern?

 

Diese Ansicht teile ich nicht. Markt funktioniert in einem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist zurückgegangen aufgrund verschiedener Krisen: Ganz Nordafrika ist instabil, die Ölpreise sind im Keller, Russland hat die Einfuhr von Milchprodukten gestoppt, in China kämpft man mit einer Wirtschaftskrise. Das Angebot an Milch und Milchprodukten ist aktuell zu hoch wegen eines Anstiegs der Mengen, aber auch wegen eines Rückgangs der Nachfrage weltweit.

 

Wiederum zeigt die Erfahrung, dass die Dauer von derart unausgeglichenen Märkten beschränkt ist. Ein Ausgleich am Markt wird also folgen, entweder durch einen Anstieg des Verbrauchs oder eine Reduzierung des Angebots.

 

Das Angebot zu reduzieren wurde in Europa mit der Quotenregelung versucht. Weltweit gab es nirgendwo sonst einen vergleichbaren Eingriff in die Milchproduktion. Und auch in Europa hat sich spätestens 2008 gezeigt, dass der Versuch einer verordneten Mengenregelung gescheitert ist. Die damalige Milchkrise, die in Ihrer Wirkung kaum weniger gravierend war als die derzeitige, brach während der Geltungszeit der Quotenregelung aus.

Und auch 2008 wusste keiner, wann die Krise zu Ende gehen würde; viele glaubten noch wenige Wochen vor dem Aufschwung nicht, dass es überhaupt je wieder nach oben gehen würde.

 

Aber der Aufschwung kam. Er kam schneller als von den meisten erwartet. Und er führte mit den dann erreichten 40 Cent in Höhen, die kaum je erzielt worden waren.

 

Und so gilt auch heute: Wir müssen akzeptieren, dass der Marktverlauf ein Kräftespiel von Angebot und Nachfrage ist.

 

DIALOG MILCH: Viele Milchbauern werden den Wiederanstieg des Milchpreis nicht mehr mit Kühen im eigenen Stall erleben.

 

Das kommt auf die Dauer der Krise an…

 

DIALOG MILCH: Jüngste Zahlen sprechen von einigen Tausend Milchbauern bundesweit, die durch die Krise bereits jetzt an die Liquiditätsgrenze gekommen sind. Derweil rechnen Experten mittlerweile nicht mehr damit, dass eine spürbare Erholung noch in 2016 kommen könnte.

 

Das kann sein. Das können Sie aber genau so wenig voraussagen wie ich. Ich weiß, dass es vielen Betrieben finanziell schlecht, etlichen sehr schlecht geht.

 

Deswegen hat die Bundesregierung die Liquiditätshilfe beschlossen, die schnell und unbürokratisch Geld auf Not leidende Höfe bringt – bis zu 10.000 Euro als Direkthilfe für ein 100.000 Euro  Liquiditätsdarlehen. Die Antragsfrist für die zweite Tranche ist am 22. März ausgelaufen, derzeit wird ihre Inanspruchnahme ausgewertet.

 

Auch die Senkung der Beiträge zu den Berufsgenossenschaften um durchschnittlich weitere 16 Prozentpunkte durch mehr Mittel aus dem Bundeshaushalt soll und kann zur finanziellen Erleichterung auf den Höfen beitragen. Aber mit den begrenzten Steuermitteln können natürlich nicht alle Verluste ersetzt werden , die durch die Marktwirkung verursacht werden. Das muss man offen sagen.

 

DIALOG MILCH: Das klingt recht ratlos. Die Bundesregierung hat alles getan, was sie konnte und nun zieht sich die Bundesregierung zurück?

 

Nein. Die Bundesregierung übernimmt auch weiterhin Verantwortung und engagiert sich. Zum Beispiel mit sehr konkreten Vorschlägen in Brüssel.

 

Wir wollen die Interventionsmenge von Magermilchpulver zu einem Fixpreis verdoppeln. Das bietet eine erste Absicherung. Zweitens erwarten wir von Brüssel eine weitere Liquiditätshilfe, um diese Zeitspanne zu überstehen. Drittens werden wir noch in diesem Monat einen Entwurf zur Änderung des Agrarmarktstrukturgesetzes einbringen. Damit wird den Agrarorganisationen und Molkereien ermöglicht, in eigener Verantwortung Mengenreduzierungen zu vereinbaren.

 

Die Gültigkeitsdauer dieser Regelung wird auf sechs Monate befristet sein, gibt aber der Wirtschaft selbst die Möglichkeit, die Angebotsmenge zu steuern.

 

Und ich  sage: Auch wenn es schwierig sein wird, den Konsens in der Branche herzustellen; hier müssen Erzeuger und Molkereiwirtschaft gemeinsam liefern.

 

Im Übrigen meine ich, dass die gesamte deutsche Lebensmittelwirtschaft zu einer Erleichterung beitragen sollte und in Zeiten wie diesen, wo zu viel Milch zu viel zu günstigen Preisen am Markt ist, mehr Milch und Milchprodukte in ihren Produkten zu verarbeiten als gewöhnlich und den Einsatz pflanzlicher Fette entsprechend zurück zu führen.

 

Bei Herstellern von Backwaren und Speiseeis sehe ich diesbezüglich ein hohes, nicht ausgeschöpftes Potential.

 

DIALOG MILCH: Während draußen der Ruf nach radikalen Mengenreduzierungen lauter wird, sagen Sie: Mit Marktkrisen muss man leben. Wer am Weltmarkt agieren will, muss auch entsprechende Mengen einbringen?

 

Der Weltmarkt verschwindet nicht, wenn einer die Augen verschließt. Wenn die deutsche Milchwirtschaft nicht am Weltmarkt teilnimmt, übernimmt der Weltmilchmarkt unsere Marktanteile.

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass die deutsche Milchwirtschaft Kurs halten sollte und alles daran setzen sollte, sich noch besser auf den Märkten zu platzieren. Denn auf lange Sicht sind die Bedingungen am Weltmarkt mindestens gut. Deshalb sollten wir versuchen, unsere Kapazitäten am Markt zu halten. Nicht nur, dass die deutsche Milchwirtschaft in den letzten Jahren erhebliche Mengen exportieren konnte. Wir haben auch im vergangenen Jahr wieder erhebliche Anstiege verzeichnet: Bei Butter 7%, bei Vollmilchpulver um 20%, bei Magermilchpulver um 8%, bei Milchderivaten um 9%, bei Käse um 1,1%. Das heißt: Wir haben Marktanteile gewonnen. Diese Marktanteile sind das Ergebnis der Exportstrategie. Sie bringen erhebliche Wertschöpfung.

 

DIALOG MILCH: …Parole „Augen zu und durch!“…?

 

Die Frage wird in der Tat sein: Wer geht zuerst aus dem Markt. Und: Wann geht die Nachfrage wieder hoch. Aber wenn es uns gelingt, die deutsche Milchwirtschaft zu halten, dann haben wir eine Perspektive. Es ist schwierig, so was in einer Situation wie der jetzigen zu sagen. Aber man braucht auch eine Motivation, um nicht übereilte Schlüsse zu ziehen.

 

DIALOG MILCH: Sie singen das Hohe Lied der Exportwirtschaft. Kritiker der Exportstrategie sagen, treibe die Industrialisierung der Landwirtschaft ins Masslose; beschleunige den Strukturwandel und widerspreche jeder Vorstellung von nachhaltiger Landwirtschaft.

 

Also zunächst: singen kann ich nicht. Und deshalb singe ich auch nicht das hohe Lied für den Export.

 

Wer aber Vorschläge für eine Lösung der Milchkrise macht und sich dabei lediglich auf nationale Maßnahmen beschränkt, der muss auch erklären, wie das bei einem gesättigten Binnenmarkt funktionieren soll in einem globalisierten Markt und mit der Freiheit, dass die Menschen kaufen können, was sie möchten und was ihnen schmeckt.

 

Sollen die Außengrenzen geschlossen, sollen Importe verboten werden? – Ich bitte Sie, das sind doch Ideen, die nach Absurdistan führen, wenn man sie zu Ende denkt.

 

DIALOG MILCH: Die Lösung liegt also wo?

 

Die einzige Chance, die wir haben, ist: unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken. Das gilt für die Verarbeitung. Das gilt aber auch für den Landwirt.

 

Entscheidend ist nicht, ob groß oder klein, ob 50 Kühe oder 200. Entscheidend ist die Effizienz pro Arbeitskraft. Ein 1000-Kuh-Betrieb, der pro Arbeitskraft weniger Kühe hält, als der Betrieb, der nur 100 Kühe hat, ist weniger wirtschaftlich und wenn der Milchpreis sinkt, schneller gefährdet. Landwirtschaft ist auch Betriebswirtschaft. Der Bauer, der den Preis von Futter plus Arbeitskräften nicht ins Verhältnis zu Milchmenge und Einnahmen durch Milchgeld setzen kann, hat es schwer.

DIALOG MILCH: Die Tendenz zu immer größeren Höfen ist gleichwohl unübersehbar. Der immer schneller voranschreitende Strukturwandel unumkehrbar – sofern die Politik nicht eingreift. Wie sieht die deutsche Milchwirtschaft in 10 und in 15 Jahren aus?

 

Zunächst: Größe ist nicht das alles Entscheidende. Die größten Klagen kommen von den großen Betrieben, weil die weniger Stellschrauben haben. Weil hier der Fixkostenanteil wesentlich höher ist, als bei den kleinen Betrieben. Wie schon gesagt: Entscheidend ist die Effizienz pro Arbeitskraft und, sicherlich, auch des Kapitals, das eingesetzt wird.

 

Und hier wird der Landwirt der Zukunft noch mehr als heute schon betriebswirtschaftlich denken und Marktschwankungen mit einkalkulieren müssen.

 

Der Strukturwandel in der Milchwirtschaft beträgt in den letzten Jahren – auch während der Quotenzeit – ca. vier bis fünf Prozent. Wir haben derzeit noch 76.000 Milcherzeuger in Deutschland. Eine knappe Generation zurück hatten wir die dreifache Zahl. Natürlich ist die technische Entwicklung die Hauptursache dafür. Aber wie weltfremd ist denn die Vorstellung, dass die deutsche Landwirtschaft eine Insel der Seligen gründen und auf ewig das Gras mit der Sense mähen, die Kühe mit der Hand melken und die Butter im Fass schlagen sollen, während rings um uns die digitale Landwirtschaft größere Mengen von besserer Qualität durch deutlich größere Effizienz erbringt? Weitere Marktanteile für regionale Produkte sind sicher vorstellbar, aber für die gesamte Branche illusionär!

 

DIALOG MILCH: Kritiker werfen dieser Form einer digital organisierten, gesteuerten und überwachten Landwirtschaft vor, sie entreisse die Tiere komplett jedes artgerechten Lebens und versklave sie hemmungslos.

 

Das sehe ich anders. Und dass das so nicht zutrifft, sollte jedem einleuchten, der sich den Einsatz von Computern und, ja, von Robotern auf dem Hof anschaut. Der Melkroboter, zum Beispiel, befreit von starren Melkzeiten. Das dient dem Tierwohl, denn die Kuh kann jederzeit zum Melken gehen; und es ist eine soziale Verbesserung: denn der Landwirt ist nicht mehr an feste Melkzeiten gebunden.

 

DIALOG MILCH: Damit kommen wir in Bereiche des Tierwohls und der Nachhaltigkeit, die auch mit erheblichen Investitionen verbunden ist.

 

In der Tat. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, ob wir nicht grundsätzlich noch mehr umsteuern müssen. Aber nicht nur national, sondern auch auf europäischer Ebene. Die EU-Ausgleichszahlen ausschließlich auf die Fläche zu legen und nicht auch auf die Tierhaltung, halte ich auf Dauer für einen Fehler. Da muss auch hier für besondere Tierhaltung – und die haben wir in Europa – eine gesellschaftliche Unterstützung möglich werden. Rechtzeitig vor der nächsten Agrarreform 2020 ist das eine Diskussion, die unausweichlich geführt werden muss.

 

DIALOG MILCH: Die Selbstwahrnehmung der Milchwirtschaft unterscheidet sich teilweise krass von der Wahrnehmung durch die breite Öffentlichkeit. Während Landwirte den Roboter im Kuhstall als Erleichterung für sich selber und als Fortschritt im Bereich des Tierwohls preisen, kritisiert eine grosse Zahl in der Bevölkerung die zunehmende Technisierung einer Landwirtschaft, die sie sich eigentlich naturnah wünschen. Woran liegt es, dass die angeblich so positiven Aspekte offenbar so schwer vermittelbar sind.

 

Weil die Menschen Sonntag abends Rosamunde Pilcher-Filme anschauen, und weil sie sich dann in etwas verlieben, was es in der Wirklichkeit nie gegeben hat – aber es sieht schön aus. Und die Traktoren, die dort fahren – ohne Sicherheitsbügel, ohne GPS: herrlich! Nur, die gibt’s nicht mal mehr auf Oldtimer-Märkten.

Das gesellschaftliche Bild der Landwirtschaft ist antiquiert. Das ist kein Vorwurf; das ist eine Feststellung. Wer in Berlin-Mitte wohnt, der sieht halt keinen Bauern.

Insofern liegt hier eine unbewältigte Aufgabe der Wirtschaft, in Werbespots, auf Verpackungen und wo immer sonst noch möglich, Landwirtschaft so zu zeigen, wie sie wirklich ist. Nämlich als eine effiziente, auf Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit“ ausgelegte Produktion gesunder Produkte, die umfassend nachhaltig ist sowie Umwelt- und Tierschutz einschließt. Wir erhalten die Böden und Betriebe für unsere nächste Generation – das ist bäuerliches Selbstverständnis.

 

Zwanzig, dreißig Jahre lang haben wir – und ich sage bewusst: ‚wir‘ – die Leute auf einer Wolke namens ‚Nostalgie‘ schweben lassen, wo sie von „Heidi“ träumen konnten, während „High tech“ längst die landwirtschaftliche Realität beherrschte.

 

Für eine effiziente Landwirtschaft brauchen sie heute hochqualifizierte Berufskollegen. Die Traktoren auf den Betrieben haben die Flurkarten mit sämtlichen Bodenwerten eingespeichert, dazu den Wachstumsstand aller Aussaaten und Anpflanzungen. Auf den Handys werden in Echtzeit die Bilder der Hofkameras übertragen. Jederzeit und von jedem Ort können sie sehen, welche Kuh gerade im Melkstand ist, wann eine trächtige Kuh niederkommt und wo es einer Kuh gesundheitlich nicht so gut geht.

 

Der heutige landwirtschaftliche Betrieb ist in puncto EDV anspruchsvoller ausgestattet, als mancher Industriebetrieb. Das, und nur das, ermöglicht ein Niveau an Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln, wie es wahrscheinlich nirgendwo sonst auf der Welt konstant erreicht wird. Auch nicht in den Vereinigten Staaten.

 

DIALOG MILCH: Der Landwirtschaftsminister der Vereinigten Staaten von Amerika war eben zu Besuch in Deutschland. Haben Sie ihm das gesagt?

 

Die Amerikaner sind in puncto Lebensmittelsicherheit mindestens so sensibel wie wir. Ich habe dem Minister gesagt, dass beide Seiten gut daran täten, nationale Gepflogenheiten und regionale Besonderheiten zu akzeptieren. Die Frage, ob wir Nürnberger Würstchen als regionale Spezilität schützen oder nicht, kann für die Amerikaner keine Bedeutung haben – außer, dass sie ihnen ebenfalls schmecken und sie sicher sein können, dass dann auch drin ist, was drauf steht. Ich hatte den Eindruck, dass er dies sehr wohl verstanden hat.

 

 

DIALOG MILCH: Hoffen wir, dass der Landwirtschaftsminister unter Donald Trump das auch so sieht…

 

Wir setzen sehr darauf, dass noch unter Obama ein Abschluss des TTIP-Abkommens erfolgen kann. Momentan strengen sich alle sehr an, um das zu erreichen. Der US-Präsident hat ja auch angekündigt, vor seinem Ausscheiden aus dem Amt noch einmal nach Europa zu kommen.  Das böte eine schöne Gelegenheit.

 

DIALOG MILCH: Und zugleich die letzte Chance. Denn nur der amtierende Präsident hat ein Mandat für diese Verhandlungen. Sein Nachfolger hat kein Mandat für die TTIP-Verhandlungen; alles finge von vorne an. Oder auch nicht.

 

Und genau das, glaube ich, haben alle Beteiligten verstanden.

 

DIALOG MILCH: Also mal wieder der berühmte, in letzter Minute und mit heißer Nadel gestrickte Kompromiss, der hinterher allen Kopfschmerzen bereitet und das Leben noch schwerer macht?

 

Nein. Sondern Schritte in die einzig richtige Richtung. Erstens: Zölle senken – woran die deutsche Milchindustrie ein sehr großes Interesse hat, denn die amerikanischen Zölle auf Milchprodukte sind hoch. Zweitens: Regionale Spezialitäten und Rezepturen akzeptieren. Drittens: Für besonders sensible Produkte sind in beiderseitigem Interesse bestimmte Schutzmechanismen beizubehalten.

 

DIALOG MILCH: Herr Parlamentarischer Staatssekretär – wir danken für dieses Gespräch.

 

(Das Interview führte Armin Huttenlocher)